Erfahrungen mit Starting Strength und die Notwendigkeit von fachlicher Betreuung

Nach einigen Jahren der Beobachtung kann ich jetzt einige Fehler und Probleme im Starting Strength Programm beschreiben. Vielmehr geht es nicht um das Programm Starting Strength an sich, sondern um die Sportler, die Trainer und die damit verbundenen Probleme.

Der Beginn wird immer als leicht beschrieben. Greift euch ein Gewicht und trainiert. Richtig. Meine Meinung. Aber was, wenn man absolut kein Körpergefühl hat und als 25jähriger plötzlich mit Krafttraining anfangen will? In den letzten fünf Jahren tauchten bei mir immer wieder diese Sorte „Sportler“ auf, um mit Starting Strength ihren Traum vom tollen Körper mit viel Kraft zu verwirklichen. Um gleich vorzugreifen: Keiner wollte meine Dienste in Anspruch nehmen. Keiner wollte investieren, um sein Training fachlich angeleitet zu bekommen. Einer tat es, doch er wollte in zu kurzer Zeit zu viel und scheiterte. Es hat keiner dieser „Sportler“ geschafft seine Ziele auch nur ansatzweise zu erfüllen. Selbst der 17 jährige, der allein durch den Hormonhaushalt schon begünstigte „Sportler“, konnte keine - ich wiederhole - keine signifikanten Leistungssteigerungen, geschweige denn, körperliche Veränderungen verzeichnen.

Ist Starting Strength deshalb kompletter Müll?

Nein, denn es geht hierbei nicht um das Programm. Es bleibt dabei. Der Sportler und der hier fehlende Trainer waren und sind das Problem. Ein Anfänger im Kraftsport wird ohne einen Trainer immer auf der Stelle treten. Seine Angst und seine Vorsicht werden ihm immer im Weg stehen. Die Angst etwas falsch zu machen. Die Angst sich falsch zu belasten. Die Sportler, die ich beobachtete, hatten es stets vermieden mich als Trainer zu engagieren. Keiner traute sich über Grenzen hinweg zu arbeiten. Keiner arbeitete logisch. Hypertrophie? Grundlagenphase? Niemand wusste etwas damit anzufangen. Warum? Weil es nicht bekannt ist.

Starting Strength ist tatsächlich ein gutes Programm. Es bedingt aber eine Änderung in Sachen diverser Phasen, welche auch vom Fachmann überwacht werden sollten.

Kommen wir noch einmal zum Beispiel des 17jährigen, der zwar hormonell auf der höchsten Spitze ist, aber mit Starting Strength in jetzt drei Jahren (er wurde vor kurzem 20) nicht einen Kilo Muskeln aufgebaut hat.
Das kann nicht sein, würden sie sagen? Doch, leider schon, sage ich. Seine „Leistung“ steigerte sich in drei Jahren Training von 20 kg in der Kniebeuge auf sage und schreibe zwei Wiederholungen mit 50 kg. Was bei einem „Sportler“ von 17 Jahren und 70 kg Körpergewicht von Grundsatz eine Verschlechterung darstellt. Besonders im Hinblick auf die lange Zeit.
Vergleich: ein 14 jähriger, den ich seit seinem elften Lebensjahr nach meinen Methoden betreute begann mit 7 kg in der Kniebeuge und ist nun bei 3 x 60 Kg (also 4 Kg mehr als sein Körpergewicht) angelangt. Und das ist noch lange nicht die Grenze oder gar eine große Belastung, da ich in dem Alter noch nicht mit hohen Belastungsnormativa (Intensitäten und Umfänge) arbeite. Ich bin mir sicher, dass er mit 17 deutlich größere Sprünge machen wird als der Starting Strength Sportler, der keinen Trainer wollte.

Ein weiteres Beispiel für Erfolglosigkeit war der oben erwähnte Sportler, der meine Dienste kurz in Anspruch nahm und die Härte des Sports und die Hingabe an das, was er tun muss um muskulöser und kräftiger zu werden, nicht verstand oder akzeptieren wollte. Er glaubte scheinbar mit gemäßigter Anstrengung würde er ebenfalls großartige Ergebnisse mit Starting Stength erzielen. Er scheiterte.
Trotz meiner Anleitung, die ihm verdeutlichte, dass die Ausführung, wie er sie machte, nicht intensiv genug war um einen Reiz zu setzen, trainierte er ganze drei Monate ohne sich auch nur ansatzweise anzustrengen. Selbstverständlich sind drei Monate zu kurz um große Erfolge zu feiern, aber die von ihm gewünschten Ergebnisse waren natürlich nicht zu erkennen. Er gab auf mit der Begründung, dass ich das Training nicht korrekt anleiten würde und dass er ja eigentlich viel lieber für Kampfsport stärker werden wollte.

Ich möchte gern auf seine Begründung eingehen: Es mag sein, dass ich das Training nicht gut angeleitet habe. Nur stellt sich mir da gleich eine Frage: Wieso nur schafften es dann in der selben Zeit ca. 30 Sportler, die aus einer anderen Sportart kamen und nicht primär auf Hypertrophie und Kraftzuwachs trainierten, dennoch fast doppelt so viel an selbigen zu entwickeln? Ihre Ziele lagen eigentlich im Bereich Sprung und Schnellkraft für Sprints. Dennoch legten einige von ihnen nach zwei Jahren Training mit mir, 130 kg auf die Kniebeugenstange um damit lupenreine 3-5 Wiederholungen abzuarbeiten. Nebensächlich darf ich erwähnen, dass sich fünf dieser Sportler nun im elitären Kreis für den Perspektivkader einer Bundesligamannschaft befinden und zwei davon auch bei der Juniorennationalmannschaft als Stammspieler agieren. Krafttraining ist für diese jungen Athleten nur 2 x in der Woche möglich.

Da sie das Training von mir angeleitet bekommen, ist aber die Effektivität deutlich höher und sie erreichten bzw. erreichen ihre Ziele schneller und gesünder als andere „Sportler“, die sich um die Trainerfrage drücken und glauben, dass sie als Anfänger auch alleine ein Training gestalten können.

Die Erfahrung der letzten Jahre hat mir gezeigt, dass dem leider nicht so ist.
Das prominenteste Beispiel ist Morten Olsen, Handballspieler in der 1. Bundesliga bei der TSV Hannover-Burgdorf. Er kam im Sommer 2010 zu mir, da er nach Hannover wechselte um hier in der Bundesliga zu spielen und startete mit Kraftwerten, die bereits sehr beeindruckend waren. Abgesehen von seiner überragenden Genetik konnte er auch auf eine zeitweise sehr gute Betreuung von Trainern in Dänemark zurückblicken. Als Nationalspieler wurden seine Krafttrainingseinheiten regelmäßig professionell angeleitet. Hier entwickelte sich seine Grundkraft. Doch die konstante Betreuung fehlte.
So kam Morten also zu mir und konnte mit Standreißen (1 x 75 kg), Standumsetzen (1 x 110 kg) und Kniebeugen (2 x 175 kg) aufwarten. Körpergewicht zu der Zeit: 91 kg. Fett ca. 7-9%.
Die Saison der Handballer begann und wir trainierten 3 x pro Woche Kraft und Schnelligkeit. Morten Olsen wiegt derzeit 97 kg bei 8% Körperfett und hat inzwischen die Werte wie folgt verbessert:
Standreißen: 100 kg !!!
Standumsetzen: 130 kg !!!
Und die Kniebeuge mit 200 kg !!!

Er selbst sagt, dass er ohne meine Anleitung niemals den Mut oder die Fähigkeit gehabt hätte diese Kraft auszubilden (siehe Interview mit Handballspieler Morten Olsen). Er gilt als der stärkste Handballer in der deutschen Bundesliga. Und das kann ohne zu zweifeln auch so unterstrichen werden.

Ein letztes kurzes Beispiel ist ein Athlet, der meine Betreuung noch immer beansprucht, aber von Starting Strength abgegangen ist, da er verstand, dass meine Methode und meine Erfahrung ihm deutlich mehr Zuwächse verschaffen als Starting Strength es gekonnt hätte.

Diese kurzen Beispiele sollen zeigen: mit Betreuung ist das Training effektiver. Ohne Betreuung ist die Gefahr aus Unwissenheit zu scheitern um ein vielfaches größer. Wer also seine Zeit weiterhin vergeuden möchte, der sollte weiter ohne Trainer arbeiten! Wer jedoch den effektiven und relativ schnellen Erfolg wünscht, der sollte sich Hilfe bei den Profis suchen.

 

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